fritz-kola: Eine Marke, die bewegt
Eine aufrechte Haltung ist wichtig für unsere Gesundheit, aber gar nicht so einfach. Warum nicht versuchen, die nächsten Minuten aufrecht zu sitzen? Eine Marke, die uns zeigt, wie man sowohl körperlich als auch gesellschaftlich eine starke Haltung einnehmen kann, ist fritz-kola. Die Marke hat sich nicht nur erfolgreich auf dem Kola-Markt etabliert, sondern auch gezeigt, wie man mit einer klaren Haltung gesellschaftliche Debatten anstoßen kann. Silke Grell, Marketingleiterin von fritz-kola, und Mirco Wolf Wiegert, Gründer von fritz-kola, gaben auf dem OMR-Festival in Hamburg interessante Einblicke in die Nutzung der eigenen Haltung als Marketinginstrument. Die Frage, wie fritz-kola das Konzept des Haltungsmarketings erfolgreich umgesetzt hat und welche Vorteile und Risiken damit verbunden sind, hat sich Mona Jäger, Studentin des Masterstudiums Digital Marketing und Kommunikation an der Fachhochschule St. Pölten, gestellt und in diesem Artikel beantwortet.
Haltungsmarketing kurz erklärt
Haltungsmarketing, auch „Purpose Marketing“ genannt, beschreibt den Ansatz, dass eine Marke eine klare Haltung zu gesellschaftlichen Themen einnimmt und diese in ihrer Marketingstrategie verankert. Dabei geht es nicht nur darum, ein Produkt zu verkaufen, sondern eine Botschaft zu transportieren und gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. fritz-kola ist ein herausragendes Beispiel für eine Marke, die Haltungsmarketing erfolgreich umsetzt.
Vorteile
- Differenzierung: Eine klare Haltung ermöglicht es Marken, sich von ihren Mitbewerber*innen abzuheben und eine einzigartige Positionierung zu erreichen.
- Kund*innenbindung: Eine starke Haltung kann dazu führen, dass sich Kund*inen mit der Marke identifizieren und ihr langfristig treu bleiben.
- Glaubwürdigkeit und Vertrauen: Durch authentisches Haltungsmarketing gewinnt eine Marke an Glaubwürdigkeit und baut Vertrauen bei Kund*innen auf.
- Relevanz: Eine Marke, die sich zu aktuellen gesellschaftlichen Themen äußert, kann als relevant und zeitgemäß wahrgenommen werden.
- Positive Wirkung auf Mitarbeiter*innen: Eine klare Haltung kann auch nach innen wirken und die Mitarbeiter*innen motivieren, sich mit der Marke zu identifizieren und engagiert zu arbeiten.
Risiken
- Kontroverse und Kritik: Eine starke Haltung kann auch polarisieren und zu kontroversen Reaktionen führen. Es besteht die Gefahr, dass einige Kund*innen die Marke ablehnen oder kritisch betrachten.
- Verlust der Glaubwürdigkeit: Eine Marke muss sicherstellen, dass ihre Haltung authentisch und glaubwürdig ist. Wenn Kund*innen das Gefühl haben, dass die Haltung nur vorgetäuscht ist oder nicht mit den tatsächlichen Handlungen der Marke übereinstimmt, kann dies das Vertrauen beeinträchtigen.
- Verlust potenzieller Kund*innen: Durch eine klare Positionierung zu bestimmten Themen kann eine Marke potenzielle Kund*innen ausschließen, die eine andere Meinung oder Überzeugung haben.
Abbildung 1: Die bessere kola © fritz-kola
Die Kraft der Haltung
„Hi, wir sind fritz-kola – und wir glauben, dass man mit Kola die Welt verändern kann“ verdeutlicht die starke Haltung der Marke. Die Gründer, Mirco Wolf Wiegert und Lorenz Hampl, von fritz-kola haben sich entschieden, abseits der digitalen Welt und fernab vom Schreibtisch aktiv etwas zu bewegen. Ihre Erfahrungen als Pfadfinder und den Grundsatz, Orte sauberer zu hinterlassen, als man sie vorgefunden hat, prägten ihren Leitgedanken: Die Welt ein bisschen sauberer zurücklassen, als wie man es vorgefunden hat.
Abbildung 2: Mirco Wolf Wiegert und Silke Grell stellen sich die Frage: „Wie viel können wir bewirken?“ © Mona Jäger
Für etwas einzustehen ist harte Arbeit, zahlt sich aber aus.
Die Entwicklung einer klaren Haltung und deren Transformation in konkrete Maßnahmen bilden die Basis von fritz-kola. So setzen sie beispielsweise auf Mehrwegglasflaschen anstelle von Plastikflaschen, um CO2 einzusparen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Eine radikal regionale Produktion sorgt dafür, dass alle Abfüllstationen in Deutschland angesiedelt sind und somit die Wertschöpfung im Land bleibt. Durch solche Entscheidungen und den Verzicht auf Kompromisse konnte fritz-kola in Deutschland den dritten Platz im Markenkola-Segment und den zweiten Platz in der Gastronomie erreichen. Heute ist die Marke mit einem Marktanteil von vier Prozent nicht mehr wegzudenken und beschäftigt über 300 Mitarbeiter*innen.
Gehör zu finden und Veränderung anzustoßen ist harte Arbeit, zahlt sich aber aus.
fritz-kola geht jedoch über den Erfolg im Kola-Markt hinaus und setzt sich aktiv für eine demokratische und offene Gesellschaft, das Pfandsystem und die Umwelt ein. Mit ihren provokanten Kampagnen wie „Wahlmanipulation – das Kreuz an der richtigen Stelle setzen“ oder „#keinschlaflied“ haben sie Aufsehen erregt und die Politik in Deutschland auf den Plan gerufen. Ein zentraler Bestandteil des Erfolgsrezepts von fritz-kola besteht darin, den eigenen Erfolg zu nutzen, um etwas zurückzugeben.
Abbildung 3: Mensch, wach auf!: Kampagne von fritz-kola zum G20-Gipfel 2017 © fritz-kola
Video zu #keinschlaflied: https://www.youtube.com/watch?v=dQWsrd28F7g © fritz-kola
Einen klaren Kurs zu halten ist anstrengend, zahlt sich aber aus.
fritz-kola ist ein inspirierendes Beispiel für eine Marke, die nicht nur kommerziell erfolgreich ist, sondern auch gesellschaftliche Themen vorantreibt. Das Erfolgsgeheimnis liegt darin, konsequent an den eigenen Werten festzuhalten und sicherzustellen, dass sie in der gesamten Organisation geteilt werden. Betont wird, wie wichtig es ist, dass Führungskräfte den gleichen Kurs einschlagen und die gleichen Grundwerte teilen und vorleben. Nur so können Marken tatsächlich etwas bewirken und die Welt ein Stückchen besser machen.
Abbildung 4: Kampagne „kreuz ohne haken“ zum Bundestagswahl in Deutschland 2021 © fritz-kola
Video zu kreuz ohne haken : https://www.youtube.com/watch?v=sCP1lE4BgQE © fritz-kola
Fazit
fritz-kola hat bewiesen, dass eine Marke mehr sein kann als ein Produkt. Mit einer starken Haltung, klaren Maßnahmen und gesellschaftlichen Kampagnen hat fritz-kola gezeigt, wie man als Marke Themen anstoßen und Veränderungen bewirken kann. Sie ermutigt andere Marken, eine eigene Haltung zu finden und für ihre Überzeugungen einzustehen. fritz-kola hat bewiesen, dass auch kleine Ideen viel bewegen können, wenn sie authentisch sind.
Sitzt du noch aufrecht? Nicht so einfach, oder?
Quellen
Baetzgen, A. (Hrsg.). (2022). Brand purpose: Wie Marken nachhaltig Wert schaffen (1. Auflage). Schäffer-Poeschel Verlag.
Fiala, M. (o. J.). Purpose Driven Marketing: Die Suche nach dem Sinn. Horizont. Abgerufen 29. Juni 2023, von https://www.horizont.at/marketing/news/purpose-driven-marketing-die-suche-nach-dem-sinn-87305
Kuhn, M. (2020, März 12). Warum sich Purpose-Marketing für Marken auszahlt. t3n Magazin. https://t3n.de/news/purpose-marketing-fuer-marken-1259772/
Platschke, K. (2020). Nachhaltigkeit als Marken-Purpose: Mit der Relevanzmethode zu mehr Verantwortung im Marketing. Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28051-2
Reichertz, J. (2019). Purpose-Marketing: Unternehmen als Sinn- und Wertelieferanten. In Marken als politische Akteure (S. 223). Springer Gabler.
Schwarz, J. (2023, März 8). Purpose-Marketing für Unternehmen: Chancen und Risiken. Mawave Marketing. https://mawave.de/blog/purpose-marketing
Wiegert, M. W., & Grell, S. (2023, Mai 10). Haltung hat man oder nicht(s): Fritz-kola zeigt, wie man als Marke gesellschaftliche Debatten anstößt.
Autorin: Mona Jäger schließt im Sommer 2024 ihr Masterstudium „Digital Marketing & Kommunikation“ an der FH St. Pölten ab. Neben dem Studium findet sie Inspiration in den kleinen Dingen des Alltags und versucht diese mit ihrem Umfeld zu teilen.
Autorin: Barbara Klinser-Kammerzelt FH St. Pölten FH-Dozentin im Bachelor Marketing & Kommunikation, Master Digital Marketing & Kommunikation Lehrgangsleitung Werbung & Markenführung
Disclaimer: Namentlich gekennzeichnete Beiträge wie dieser hier geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung des Anbieters wieder
