NFC

Technologie für eine kontaktlose Zukunft

MuK-Blog für Digital Marketing #25: NFC-Technologie
20. August 2019 Marketing Natives

Viele von uns nutzen die Technik von NFC schon im Alltag, meist ohne, dass es uns bewusst ist. Doch was steckt wirklich dahinter?
Der kleine Chip ermöglicht uns nicht nur bargeldloses Zahlen per Bankomatkarte, auch für das Smartphone bieten sich unzählige digitale Anwendungsmöglichkeiten. Aber welche sind das und was ist in Zukunft mit NFC noch möglich?

Hautschutz mit Hilfe von NFC

Bereits im Jahr 2016 hat die Kosmetikfirma L´Oréal einen kleinen Patch für die Haut entwickelt, der es einem ermöglicht, die Sonnenausstrahlung, der man ausgesetzt ist, zu messen und aufzuzeichnen. Dies ist möglich durch einen Sensor und den integrierten NFC-Chip, der die gesammelten Daten auf das Smartphone überträgt. Diesen „My UV Patch“ hat das Unternehmen mittlerweile dank dem Feedback der Tester*innen nach dem ersten Launch verbessern können. Die neueste Version des „UV Sense“ benötigt keine Batterie und speichert bis zu drei Monate an Daten. Der nur zwei Millimeter dicke Sensor wurde zum Tragen auf dem Fingernagel entwickelt, von wo aus er durch NFC-Technologie die gesammelten Informationen über die ausgesetzte UV-Strahlung an das jeweilige Smartphone und die dazugehörige App sendet. Die App wertet die gesendeten Daten aus und empfiehlt daraufhin individuell die passenden Produkte von L´Oréal, um die negativen Auswirkungen der UV-Strahlung auf die Haut zu minimieren. So sinken nicht nur die Risiken für den Menschen, die durch zu hohe Sonneneinstrahlung entstehen können, sondern es wird auch gleichzeitig der Absatz der L´Oréal-Hautpflegeprodukte angetrieben. Doch wie genau ist das möglich?


Video 1: Introducing UV Sense, the first battery-free wearable electronic UV sensor | Quelle: Youtube – L´Oréal USA, https://www.youtube.com/watch?v=agj10Kbvp-4&t=7s

Was ist NFC?

NFC steht für Near Field Comunication. Erfunden wurde die Technologie vor ungefähr 10 Jahren in Österreich von dem Unternehmen NXP aus Gratkorn bei Graz. Bei dieser speziellen Funktechnik werden kleine Datenmengen zwischen zwei Teilnehmern ausgetauscht, die entweder passiv und aktiv oder beide aktiv sind (z.B. zwischen einem NFC-Tag und einem Smartphone). So richtig entwickelt hat sich das Ganze aber erst in den letzten Jahren, seit es durch die Technologie möglich geworden ist, geringe Beträge bargeldlos zu bezahlen. In allen österreichischen Bankomatkarten befindet sich mittlerweile die NFC-Technik, welche durch die Aufschrift „PayPass“ auf der Karte zu erkennen ist. Auch die meisten Smartphones sind schon mit der Technik ausgestattet.

Funktionsweise

Damit ein NFC-Tag Informationen übertragen kann, enthält er einen kleinen Chip mit einer Antenne darum. Gelangt man nun mit einem NFC-fähigen Smartphone in unmittelbare Nähe des Tags, gibt das Smartphone Energie ab, woraufhin der Chip die auf ihm gespeicherten Informationen weitergibt. Die Entfernung des NFC-Tags und des Smartphones, die zur Übertragung notwendig ist, beträgt nur wenige Millimeter bis Zentimeter und die Übertragung selbst erfolgt innerhalb von 0,1 Sekunden. Die Größe der übertragbaren Informationen beschränkt sich hierbei auf wenige Bytes, wie beispielsweise Adressen von Webseiten, Kontaktdaten oder kurze Texte.


Abbildung 1: NFC-Patch „UV Sense“ von L´Oréal | Quelle: L´Oréal USA https://www.lorealusa.com/media/press-releases/2018/january/uv-sense

 

Einsatzbereiche

Abgesehen vom Bezahlen kleiner Beträge bis zu 25 Euro mit der Bankomatkarte oder dem Smartphone, kann die Technologie noch in weiteren Bereichen eingesetzt werden. In vielen Kundenkarten oder Dauerkarten von beispielsweise öffentlichen Verkehrsmitteln, Sportvereinen oder Ski-Liften ist NFC verbaut. Doch hier hört der Einsatzbereich von NFC noch nicht auf. Mit Android Beam hat einer der größten Betriebssystem-Anbieter durch NFC eine Möglichkeit erschaffen, Daten von einem Smartphone direkt auf ein anderes Smartphone zu übertragen. Dabei müssen lediglich die beiden Smartphones mit dem Rücken aneinandergelegt werden und der ausgewählte Beitrag wird bei Berührung sofort vom sendenden Gerät übertragen. Dadurch kann man Kontakte oder Kalendereinträge teilen oder eine App empfehlen, welche dann sofort beim empfangenden Gerät im Playstore geöffnet wird.

Neue Entwicklungen

Apple als einer der größten Smartphone-Hersteller hat zwar schon vor einigen Jahren Ansätze gezeigt, NFC auch mit dem IPhone zu ermöglichen. Doch lange Zeit hat die Technologie ausschließlich mit Hilfe von speziellen Apps funktioniert und nicht wie oben erwähnt bei Android, hier war es von Anfang an möglich, ohne eine bestimmte App NFC-Tags zu lesen. Seit Anfang Juni 2019 hat sich das allerdings geändert. Mit der Einführung von IOS13 wird es auch für alle Modelle ab dem iPhone 7 möglich sein, NFC-Tags ohne App zu lesen. Des Weiteren kann Apple Pay nun auch mit NFC-Tags genutzt werden. Somit schließt Apple die Lücke zu den anderen Smartphone-Anbietern, was bedeutet, dass die Technologie nun in allen Smartphones integriert ist.

Video 2: Apple extends NFC capabilities of iOS 13 | Quelle: Youtube – xamoom GmbH, https://www.youtube.com/watch?v=M3Z2w7ZBxTw

Zukunftsaussichten

Dadurch das Apple die vorher bestehenden Hindernisse zur Verwendung der Technologie in iPhones entfernt hat, ergeben sich neue Chancen für Unternehmen. Gerade für Klein- und Mittelunternehmen bieten die speziellen NFC-Tags, die das Bezahlen von kleinen Beträgen ermöglichen, eine Vielzahl von neuen Geschäftsmodellen. In den USA funktioniert das zum Beispiel schon beim Verleih von E-Scootern. Hierbei wird durch den Kontakt mit dem NFC-Tag durch das Smartphone direkt der Betrag über Apple Pay bezahlt und es bedarf keiner zusätzlichen App. Auch für weitere Bereiche wie beispielsweise das Automaten-Business, also Getränke- oder Snackautomaten, stellt die Technologie eine Chance dar. Hier möchte man als Kunde möglichst einfach bezahlen können. Weiters soll es bald möglich sein, dank NFC das eigene Hotelzimmer mit dem Smartphone öffnen zu können.
Auch für Unternehmen, die schon seit einiger Zeit Produkte mithilfe der NFC-Technologie entwickeln, wie es beim „UV Sense“ von L´Oréal der Fall ist, bieten die neuesten Entwicklungen in der Smartphone-Industrie Zukunftschancen. Ab sofort ist es möglich, diese Innovationen flächendeckend zu vertreiben, da nun der Großteil der Smartphone-Besitzer die Technologie nutzen kann. Somit gibt es für NFC nun erstmal keine Grenzen mehr.

Die Zukunft von NFC

Die wahre Macht von NFC liegt in der simplen Technologie und Handhabe. Die neue digitale Welt ermöglicht es Nutzer*innen durch ihr Smartphone und den NFC-Tag direkt zu zahlen, wodurch sich auch bald die Möglichkeit eines Self-Checkout bieten wird. Das spart nicht nur Zeit und zusätzliche Kosten, sondern bietet den Unternehmen auch eine ganze neue Art der Kommunikation mit den Kunden. Das System des Bezahlens über NFC-Tags lässt sich auf so gut wie alle Bereiche übertragen, in denen es notwendig ist, schnell, einfach und sicher kleine Geldbeträge zu bezahlen. Für Unternehmen wie L´Oréal ergeben sich auch neue Wege der Kommunikation mit den Konsument*innen: das Marketing für die eigenen Produkte wird interaktiver, direkter und genauer. „UV Sense“ ist nur ein Beispiel dafür, wie Unternehmen die NFC-Technologie für sich nutzen können, um den Mehrwert der eigenen Produkte darzustellen bzw. neue Dienstleistungen entwickeln zu können. Da die Nutzung der Technologie lange Zeit nur für Besitzer von Android-Smartphones möglich war, hat die Verbreitung von NFC nicht allzu schnell stattgefunden. Apple holt diesen Rückstand gerade auf, deshalb stellt sich die Frage, wie rasch die Entwicklung nun vorangehen wird. Es scheint so, als ob Apple die Technologie endlich für sich entdeckt hat. Erlangt NFC dadurch jetzt endgültig seinen Durchbruch? Der Grundstein für eine kontaktlose Zukunft ist auf jeden Fall gelegt.

 

Autorin: Rosalie Krauss

Über Rosalie: Zurzeit befindet sie sich im 4. Semester des Bachelorstudiums „Media- und Kommunikationsberatung“ an der FH St. Pölten. Spannend an digitalem Marketing findet sie besonders Innovationen und Trends, welche sie hofft, später bei Praktika und im Beruf umsetzen zu können.

 

 

 

Autorin: Barbara Klinser-Kammerzelt

FH St. Pölten
FH-Dozentin im Bachelor Marketing & Kommunikation, Master Digital Marketing & Kommunikation
Lehrgangsleitung Werbung & Markenführung

 

Disclaimer: Namentlich gekennzeichnete Beiträge wie dieser hier geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung des Anbieters wieder.

 

Quellen:

https://nfc.today/nfc-news/loreal-designs-wearable-nfc-enabled-uv-sensor
https://www.nxp.com/products/identification-security/rfid/nfc-hf:MC_71110
http://www.nfc-tag.de/
https://www.horizont.net/tech/nachrichten/Apple-oeffnet-NFC-Funkchip-Das-iPhone-soll-kuenftig-Hotelzimmer-oeffnen-koennen-167284
https://www.macwelt.de/international/Was-iOS-13-fuer-Apple-Pay-und-Wallet-bringt-10593308.html

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