Affiliate Marketing

MuK-Blog für Digital Marketing #24: Affiliate-Marketing
6. Juli 2019 Marketing Natives
Nachdem sich Sophie Kogler in der letzten Ausgabe des MuK (= FH St. Pölten Studiengang Marketing und Kommunikation) Blogs für Digital Marketing mit Social Media Marketing befasste, bloggt MuK-Student Markus Hofstätter in der neuesten Auflage zum Thema „Affiliate Marketing“:
Wer kennt sie nicht? Die vermeintlichen Online-Marketing-Gurus, die einem in drei Minuten langen, nervigen Pre-Rolls auf YouTube versprechen, dass man mit ihrer Hilfe mehrere tausend Euro monatlich an passivem Einkommen generieren kann.
Meist sitzen die guten Herren dann auch noch in einem (geliehenen) Sportwagen und tragen eine (gefälschte) Rolex. Man soll den großen Reichtum ja schließlich auch sehen. ????
Oftmals steckt hinter solchen Versprechungen neben irgendwelchen Multi-Level-Marketing-Schemen auch Affiliate-Marketing.
Was es damit auf sich hat, erkläre ich euch im folgenden Beitrag.

 

Was steckt hinter Affiliate-Marketing?

Affiliate-Marketing ist fast so alt, wie das Internet selbst, denn als Begründer gilt der amerikanische Unternehmer William J. Tobin, welcher bereits 1994 eine Methode entwickelte, wie Transaktionen getrackt und schließlich vergütet werden konnten. 2 Jahre später startete daraufhin Amazon mit dem Amazon Associates Program ein eigenes Partnerprogramm und so kam es, dass Affiliate-Marketing mittlerweile sehr populär ist. Im Grunde handelt es sich also um eine Vertriebsstruktur, welche in der realen Welt bereits Jahrzehnte davor erfolgreich eingesetzt wurde, nämlich das Prinzip der Netzwerk- und Vertriebspartner. Wer ist an diesem Netzwerk beteiligt? Im Kern gibt es 3 zentrale Akteure:
  • Merchants/Werbetreibende: Bieten üblicherweise ihre Waren im Internet an und möchten diese auch verkaufen. Dazu braucht der Merchant im Affiliate Programm die Unterstützung von Partner-Websites, welche seine Waren einem breiten Publikum zugänglich machen.
  • Affiliates/Publisher/Werbeträger: Affiliates sind genau diese, zuvor erwähnten, Partner-Websites, wobei sie nicht per se eine klassische Website darstellen müssen. Affiliates können beispielsweise genauso bekannte YouTuber sein, welche die Links verwenden.
  • Kunden: Logischerweise, sind das diejenigen die die Produkte des Merchants, über den Link des Affiliates kaufen und so im Netzwerk mitwirken.
Die Funktionsweise eines solchen Programmes ist also relativ simpel:

 

Funktionsweise

Im Grunde genommen nutzt der Affiliate seine eigene Reichweite, um den Merchant beim Verkauf seiner Produkte zu unterstützen. (Üblicherweise handelt es sich beim Affiliate-Marketing um einen Verkauf, andere Aktionen, wie die Generierung von Leads, sind natürlich auch möglich, mehr dazu allerdings später.) Klickt ein Kunde dann auf den Link des Affiliates oder auf ein Werbemittel, welches zum Merchant verlinkt und schließt dann eine bestimmte Aktion ab, bekommt der Affiliate vom Merchant eine Kommission. Dieser Prozess ist auch noch einmal grafisch sehr schön in nachfolgender Grafik veranschaulicht:

 

Abbildung 1: Grafik über den Affiliate Prozess | Quelle: Quelle: Ryte Wiki 2019, o. S.

Um das Ganze auch noch ein wenig greifbarer hier auch ein Beispiel aus der Praxis, konkret von YouTube:
Wie im nachfolgenden Bild ersichtlich, ist dieser YouTuber Teil des eingangs erwähnten Amazon Associates Program. Klickt nun ein potenzieller Interessent auf einen der Links und kauft eines dieser Produkte, bekommt der YouTuber dafür eine Provision.
Zudem findet sich am Ende der Videobeschreibung eine Offenlegung, dass es sich hierbei um Affiliate-Links handelt:

 

Abbildung 2: Screenshot von Affiliate Links in einer YouTube Beschreibung | Quelle: YouTube – randomfrankp, Screenshot entnommen aus: https://www.youtube.com/watch?v=-ED-vjRCKaE

Was Amazon mit diesem Programm macht, ist Affiliate-Marketing in Eigenregie, das heißt Amazon akquiriert als Merchant selbst seine Affiliates. Aufgrund der Größe des Unternehmens muss Amazon allerdings nicht mehr viel Zeit und Geld in die Hand nehmen, um neue Partner für eine Kooperation zu gewinnen.
Dies ist nicht die Norm, da üblicherweise sehr viele Ressourcen in den Aufbau solcher Netzwerke gesteckt werden müssen. Alternativ kann man Affiliate-Marketing auch über diverse Netzwerke betreiben, wie zum Beispiel Awin oder Belboon. Hier hat man eine riesige Anzahl an potenziellen Partnern zur Verfügung. Jedoch setzt dies eine hohe Setup-Gebühr voraus, welche meist im vierstelligen Bereich liegt und im Anschluss wird auch noch eine Provision fällig, welche im Normalfall um die 30% des Betrags ist, welchen die Affiliates erhalten.
Ein weiterer wichtiger Unterscheidungspunkt zwischen den beiden Formen ist das Tracking. Bei einem Netzwerk ist dieses bereits vorhanden, während dieses es in Eigenregie selbst implementiert werden muss. Ohne Tracking gibt’s jedoch auch kein Affiliate-Marketing. Welche Möglichkeiten hat man diesbezüglich also?

 

Tracking-Methoden

  • URL-Tracking: Hierbei wird die ID des Affiliates, die benötigt wird, um die Kommission dem richtigen Partner anzurechnen, direkt in der URL übergeben. Mit dieser Methode ist man zwar unabhängig von den Browser-Einstellungen des Users, jedoch muss der Benutzer die gewünschte Aktion sofort nach dem Klick ausführen. Der Affiliate geht also hier oftmals leer aus.
  • Cookie-Tracking: Quasi der Klassiker unter den Tracking-Methoden. Hierbei wird die Affiliate-ID direkt im Cookie abgespeichert. Der Vorteil: Die Cookies sind permanent, bzw. oftmals auch zeitlich beschränkt. Weshalb dem Partner bei dieser Möglichkeit, anders als beim URL-Tracking, auch spätere Aktionen angerechnet werden können. (Sofern die Aktion in der Lebenszeit des Cookies durchgeführt wurde) Löscht der User allerdings Cookies regelmäßig oder verwendet er gar keine, sieht es allerdings schlecht aus für den Partner, trotz Klick auf den Link/das Werbemittel. Zudem kommt hier auch noch die Problematik des „Last Cookie Wins“. Dies verzerrt natürlich die Messung und damit auch die Vergütung der Affiliates.
  • Session-Tracking: Hierbei wird beim Besuch der Website eine Session eröffnet, welche auch die Transaktionen erfasst und die ID des Kooperationspartners speichert. In der Regel endet die Session, sobald der Browser neugestartet wird. Der Vorteil: Es werden keine Cookies benötigt. Der Nachteil: Man erfasst damit quasi nur spontane Aktionen.
  • Pixel-Tracking: Hierbei wird mit dem sogenannten „Transaction-Tracking-Code“ ein unsichtbares, ein 1×1 Pixel großes Image hinterlegt. (Üblicherweise auf der „Danke für Ihren Einkauf“ – Seite, nach einem Kauf.) Wird dieser vom Webserver angefordert, weiß dieser, dass es zu einer Conversion kam. (Affiliate-Netzwerke verwenden diese Methode üblicherweise) Die Zuordnung zum Affiliate übernimmt dann das Netzwerk über Cookies. Der Link wird hierbei über den Webserver des Netzwerks umgeleitet, wo dann ein Cookie gesetzt wird, welcher beim Aufruf des Transaction-Tracking-Codes wieder ausgelesen wird.
  • Datenbank-Tracking: Hierbei wird die ID des Kunden gemeinsam mit der ID des Partners in einer Datenbank gespeichert. Somit können auch Folgekaufe gezielt attribuiert werden. Zudem können Affiliates so auch Werbemittel zur Lead-Akquise verwenden, die langfristig wirken. (Z.B. ein Newsletter) Diese Variante geht jedoch auch zu Lasten neuer Partner. Diese können so zwar sehr aktiv sein, werden jedoch für ihre Arbeit nicht belohnt, da die Kunden bereits mit einer anderen Affiliate-ID in der Datenbank vermerkt sind. Der Partner muss also nur den Code einbinden, den Rest übernimmt das Netzwerk. Jedoch darf hierfür die Anzeige von Bildern im Browser nicht deaktiviert sein.
  • Site-in-Site-Technologie: Hierbei wird die Website des Händlers in die des Partners integriert. Diese Möglichkeit spielt heutzutage jedoch nahezu keine Rolle mehr, da die technische und visuell ansprechende Implementierung so eines Systems sehr schwierig ist.
Da nun klar ist, wie der Affiliate zu seiner Provision kommt, ist es wichtig zu wie er Geld verdienen kann. Mögliche Abrechnungsmodelle erkläre ich euch nachfolgend:

Provisionsmodelle im Affiliate-Marketing

Wie bei vielen Online-Marketing-Aktivitäten stehen auch hier eine Vielzahl an Abrechnungsmodellen zur Verfügung. Hier sind einige davon: Pay per Click, Lead, Sale, Click Out, Link, Print Out, View, SignUp oder Install. Zur Erklärung dieser Provisionsmodelle: Drin ist, was draufsteht. Im Grunde genommen haben also all diese Modelle entweder etwas mit einem Verkauf oder der Generierung von Leads zu tun.
Alternativ gibt es auch noch die Möglichkeit einer „Lifetime-Vergütung“. Hierbei werden die Affiliates meist monatlich vergütet. Dies ist vor allem gängig, wenn es sich beim Produkt um langfristige Mitgliedschaften mit einem monatlichen Mitgliedsbeitrag handelt. Diese Programme sind dementsprechend bei Partnern sehr beliebt, jedoch schwer zu vermitteln, da man vom Kunden vielmehr verlangt, als nur einen einmaligen Produktkauf oder die Abgabe der privaten Mailadresse.

 

Fazit

Wie sieht es nun also aus? Sagt der junge Digitalmarketing-Guru, im Porsche auf YouTube tatsächlich die Wahrheit? Ist Affiliate-Marketing DER Weg zur finanziellen Unabhängigkeit und zur Frühpension mit 30? Auch im Affiliate-Marketing ist die Devise: Ohne Fleiß, kein Preis. So einfach wie es einem in den YouTube-Videos erklärt wird, ist es dann doch nicht. Gutes Affiliate-Marketing, zumindest in Eigenregie, funktioniert nur dann, wenn man bereits etabliert ist. Ein gutes Beispiel stellt das im Artikel erläuterte Praxisbeispiel dar. Dieser YouTuber/Affiliate verfügt über 1,1 Mio. Abonnenten und hat dementsprechend eine sehr große Reichweite. Für ihn stellt Affiliate-Marketing sicherlich eine zuverlässige, einfache und größtenteils risikofreie Einnahmequelle dar. Andernfalls ist es ohne große Reichweite jedoch sehr schwer, als Affiliate wirklich gutes Geld zu verdienen. Nichtsdestotrotz stellt Affiliate-Marketing ein interessantes Konzept dar, welches nicht vernachlässigt werden sollte, sofern man eine größere Online-Präsenz anstrebt.

 

Autor: Markus Hofstätter

Über Markus: Derzeit befindet er sich im 5. Semester des Bachelorstudiums „Marketing & Kommunikation“ an der FH St. Pölten. Im Marketing reizt ihn besonders der digitale Bereich, da er ursprünglich von einer Informatik HTL kommt. Nun versucht er sein Technikwissen mit Marketing-Knowhow zu kombinieren.

 

 

 

Autorin: Barbara Klinser-Kammerzelt

FH St. Pölten
FH-Dozentin im Bachelor Marketing & Kommunikation, Master Digital Marketing & Kommunikation
Lehrgangsleitung Werbung & Markenführung

 

Disclaimer: Namentlich gekennzeichnete Beiträge wie dieser hier geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung des Anbieters wieder.

 

Quellen:

Bormann, Patrick Mark (2019): Affiliate-Marketing – Steuerung des Klickpfads im Rahmen einer Mehrkanalstrategie, 1. Auflage, Gabler Verlag: Wiesbaden.
Lammenett, Erwin (2019): Praxiswissen Online-Marketing – Affiliate- und E-Mail-Marketing, Suchmaschinenmarketing, Online-Werbung, Social Media, Facebook-Werbung, 7. Auflage, Gabler Verlag: Wiesbaden.
Ryte Wiki (2019): Affiliate-Marketing, o. S., In: https://de.ryte.com/wiki/Affiliate_Marketing (zuletzt abgerufen am: 30.06.2019).
Scheiber, Oliver (2019): Affiliate-Marketing: Funktionsweise und Tipps für Anfänger, o. S., In: https://inboundgeek.de/affiliate-marketing/ (zuletzt abgerufen am: 30.06.2019).

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