Digital Personal Branding

MuK-Blog für Digital Marketing #61: Digital Personal Branding
3. Januar 2024 Marketing Natives

Aufbau und Stärkung einer Online-Personenmarke

In der heutigen digitalisierten Welt, in der unsere Online-Präsenz oft den ersten Eindruck vermittelt, ist das Digitale Personal Branding zu einem entscheidenden Instrument geworden. Es geht darum, aus sich selbst eine unverwechselbare Online-Personenmarke zu formen, die Einzigartigkeit, Expertise und Leidenschaften hervorhebt. Ganz gleich, Unternehmer:in, Freelancer:in, Künstler:in, Wissenschaftler:in oder Influencer:in – die Onlinepräsenz ist der Schlüssel, um in der vernetzten Gesellschaft von heute hervorzustechen und Chancen zu nutzen. Nicole Eigenthaler, Masterstudentin für Digital Marketing und Kommunikation beschäftigt sich in diesem Beitrag damit, wie das in der Praxis gelingen kann und gibt in Bezug darauf hilfreiche Tipps für die Plattform LinkedIn.

Was ist eine Personal Brand?

Taylor Swift, Elon Musk, Kim Kardashian und Co. – diesen Menschen würden wir zweifelllos eine starke Personal Brand zuschreiben. Doch was genau zeichnet sie aus? Ist es bloß ihre Bekanntheit und der daraus resultierende Ruf? Die Antwort darauf lautet: Nein. Ähnlich wie bei Unternehmensmarken entsteht eine Personal Brand nicht nur aus der Bekanntheit, sondern vor allem aus dem Mehrwert, den sie bieten kann. Sie entsteht auch nicht durch die Interpretation der Zielgruppe, wie die Reputation, sondern sie wird aktiv durch Taten und Handlungen geformt, sei es bewusst oder unbewusst. Um eine eigene Personal Brand aktiv zu gestalten und daraus Nutzen zu ziehen, muss man sich zunächst also bewusst darüber werden, welchen Mehrwert man einer bestimmten Zielgruppe bieten kann. Dieser Mehrwert setzt sich aus einer Mischung der eigenen Fähigkeiten, Stärken, Erfahrungen, Netzwerk, Wissen, Persönlichkeit und vielem mehr zusammen – er bildet die Positionierung der Brand. Indem man seinen Wertbeitrag verstehet und die eigene Personenmarke schärft, kann man letztendlich auch den eigenen Ruf maßgeblich beeinflussen, was uns auch schon dazu führt, warum Personal Branding relevant ist.

Abb. 1: Personal Brand, Quelle: https://unsplash.com/de/fotos/g6a0_VpzJQo

Die Relevanz von Personal Branding im digitalen Zeitalter

Marken bieten uns eine Orientierung in einer komplexen Welt, sie helfen uns, die vielfältige Auswahl zu reduzieren und laden emotional auf. So erleichtern uns Marken es, Entscheidungen zu treffen. Aber für wen ist das warum relevant? Personal Branding kann jede:n betreffen und für die Verfolgung unterschiedlichster Ziele genutzt werden.

Relevanz für die Arbeitssuche

Es ist verständlich, dass nicht jede Privatperson daran interessiert ist, eine Marke aus sich zu machen. Dennoch kann es bei der Jobsuche einige Hürden aus dem Weg räumen: Durch einen authentischen und professionellen Social Media Auftritt können Know-How und Kompetenzen gemischt mit einer persönlichen Note vermittelt werden. Mögliche Arbeitgeber:innen können sich so leichter ein Bild davon machen, welche Vorteile man in ein Unternehmen mitbringt.

Relevanz für Selbstständige

Für EPUs und Freelancer:innen ist die Relevanz einer starken Personal Brand ziemlich klar: Ihr Unternehmen besteht aus ihnen selbst – sie müssen die Personal Brand nutzen um herauszustechen und sichtbar zu werden. Durch gutes Networking und einen geschickten Social Media Auftritt kann man sich einen Namen machen und wertvolle Kooperationen eingehen sowie Kund:innen akquirieren.

Relevanz für Unternehmen

Personal Branding kann nicht nur von Einzelpersonen genutzt werden, sondern ist auch ein von Unternehmen gerne genutztes Tool, um die Unternehmensmarke dadurch zu unterstützen. Vor allem großen Konzernen und Marken fällt es heutzutage schwer, Vertrauen in der Zielgruppe aufzubauen und ihr Image in eine gewollte Richtung zu lenken. Daher setzen einige Unternehmen auf persönliche Markenbotschafter:innen, also Corporate Influencer:innen. Das können CEOs sein wie es z. B. Elon Musk für Tesla oder X ist, aber auch Mitarbeiter:innen die bereit dazu sind, das Unternehmen zu repräsentieren, denn auch diese können Vorteile daraus ziehen. Als Corporate Influencer:innen können sie sich als Fachexpert:innen präsentieren, einen Wiedererkennungswert schaffen, ein gutes Netzwerk aufbauen und sich gegenüber anderen besser durchsetzen. Ein Best-Practise-Beispiel für ein gelungenes Corporate-Influencer-Programm ist OTTO: Die Mitarbeiter:innen tragen die Leidenschaft für ihre Arbeit sowie Einblicke in die Unternehmenskultur z. B. über Social Media nach außen und geben der Marke somit ein Gesicht.

Die Schritte zum Aufbau einer digitalen Personenmarke

Es gibt viele Wege zu einer Online Personal Brand. Wenn man aber ganz von vorne startet, helfen die folgenden fünf Schritte dabei, strukturiert und gezielt die eigene Personenmarke aufzubauen und/oder zu stärken.

Abb. 2: Schritte zum Aufbau einer Digital Personal Brand, Quelle: Eigene Darstellung, Nicole Eigenthaler

1. Identität entwickeln

Die Identität bildet den Grundbaustein für den Aufbau der Personenmarke. Dabei spielen vor allem Haltung, Leidenschaften und Talente eine wichtige Rolle – die eigenen Werte machen uns schließlich zu der Person, die wir sind und bilden damit den Markenkern. Aber ebenso wichtig für die Identität ist der Markenantrieb, also das „warum?“. Gerade in einer so gesättigten Welt ist die Frage nach dem Sinn hinter dem, was man tut, essenziell um eine Marke zu schärfen.

2. Positionierung schärfen

Eine unverwechselbare Positionierung einer Personenmarke setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Lebensgefühl, Kategorie und Rolle. Mit dem Lebensgefühl meint man aber nicht das eigene Gefühl, sondern wie die Persönlichkeitsmarke auf andere wirkt, welches Gefühl man Menschen gibt – dieses ist ein wichtiger Teil einer Positionierung. Ebenso wichtig ist die Kategorie, die man besetzen will. Wie Unternehmensmarken müssen auch Personenmarken sich dessen bewusstwerden, welche Nische sie besetzen möchten – durch eine Eigenheit, die man innerhalb einer Kategorie mitbringt, kann der USP gefunden und geschärft werden.

Folgende Fragen könnte man sich stellen, um seine Kategorie zu finden:

  • In welche Schublade werde ich üblicherweise gesteckt?
  • Mit welchen „Wettbewerbern werde ich häufig verglichen?
  • In welcher Kategorie bin ich sehr gut?

Der dritte Bestandteil einer Positionierung für Personenmarken ist die Rolle, die man in der Gesellschaft einnimmt. Als Orientierung kann man sich dafür Archetypen (z. B. nach C. G. Jung) heranziehen, also Ur-Muster, die im Unbewusstsein verankert sind. Auch Unternehmensmarken ziehen sich die Archetypen als Anhaltspunkt für ihre Rolle heran, wie in der folgenden Abbildung dargestellt wird.

Abb. 3: Marken in Archetypen, Quelle: https://marchbranding.com/buzz/brand-archetypes/

3. Marke spürbar machen

Marken werden im Alltag gemacht – deshalb muss die Personal Brand spürbar für die Zielgruppe gemacht werden. Ein wichtiger Aspekt dafür ist der Markenstil, also das visuelle Auftreten, das die Persönlichkeit unterstreicht. Zu Stilelementen gehören die Körpersprache, die Optik eines Menschen (Kleidungsstil, Farben etc.), Rituale, die Sprache und sonstige Merkmale. Nicht alles davon muss jederzeit auf die Personal Brand ausgerichtet sein, aber man sollte sich Gedanken darüber machen, welche Stilelemente einen selbst und die eigene Marke ausmachen. Daraus sollte man dann drei authentische Erkennungsmerkmale für die Persönlichkeit festlegen.

Anschließend sollte man sich entscheiden, welche Geschichten man erzählen möchte. Eine glaubhafte Markengeschichte ist essenziell, denn sie erleichtert die Weiterempfehlung der Marke. Sie ist das, was andere über einen sagen, wenn man den Raum verlässt. Ähnlich wie bei den Archetypen gibt es auch für Geschichten gewisse Grundmuster, die von Christoph Booker definiert wurden (z. B. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ oder „Reise und Rückkehr“).

4. Marke in Aktion: Auswahl der Methode und Kanäle

Wenn man seine Marke entwickelt hat und sich ihrer Identität, ihrer Positionierung ihres Stils und ihrer Geschichten bewusst ist, geht es im nächsten Schritt an die Auswahl der Kanäle und Methoden, um die Botschaften nach außen zu tragen. Dafür sollte man sich bewusstwerden, auf welchen Kanälen die Zielgruppe aktiv ist, wie ihr Informationsverhalten ist (auditiv/visuell) und wie Botschaften auf den ausgewählten Plattformen am besten verpackt werden (Bilder, Videos, Text, Grafiken, etc.). Neben der Vielzahl an Social Media Plattformen kann das auch ein Blog, eine eigene Website, ein Podcast, ein Newsletter oder ähnliches sein.

5. Content kreieren

Um eure Marke aufzubauen und zu stärken muss stetig Content generiert werden, der auf die Brand „einzahlt“, also auch zur Positionierung passt. Das können allgemeine Themen sein, aktuelle Branchentrends über die ihr informiert sowie persönliche Learnings und Meilensteine. Wichtig ist, dass der Content relevant ist und man Inhalte produziert, die die Zielgruppe auch beschäftigen. Für jene, die auf LinkedIn ihre Personal Brand präsentieren, folgen nun einige Praxistipps für erfolgreichen Content.

Personal Branding auf LinkedIn – Praxistipps

Gerade in der Marketing-Branche ist LinkedIn bekanntlich eine beliebte und nützliche Plattform, um eine Personal Brand aufzubauen und sein Netzwerk dadurch zu erweitern.  Aber viele User:innen stehen vor der Frage, wie sie die Plattform am besten bespielen, welche Inhalte funktionieren und Reichweite generieren. Deshalb gibt es zum Abschluss dieses Artikels ein paar Tipps, die man in der Praxis auf LinkedIn umsetzen kann, um seine Personal Brand aufzubauen.

  • Halte deine Posts „Short, sweet and spicy“. Auch wenn wir gerne ausschweifen und auf LinkedIn sehr viele lange Postings kennen, ist es empfehlenswert, in einen Beitrag nur so wenig wie möglich Zeichen zu packen, da die Aufmerksamkeitsspanne der Rezipient:innen begrenzt ist. Das kann z. B. in Form einer Frage sein, die zum Denken anregt oder auch ein kontroverser Gedanke, zu dem viele Personen eine Meinung haben.
  • Newsletter. Wer gerne viel Text schreibt und diese Content-Form bevorzugt kann auf LinkedIn einen Newsletter verfassen und über Themen rund um seine Personal Brand schreiben. Dafür muss der Account im Creator

Abb. 4: LinkedIn-Newsletter von Sara Weber, Quelle. https://www.linkedin.com/in/weber-sara/recent-activity/newsletter/

  • Um mit der Zielgruppe zu interagieren und Feedback zu bekommen, eignet sich Umfragen-Tool von LinkedIn. 
  • Verwendung von Medien. Wie wir wissen, ziehen gute und ausdrucksstarke Bilder mehr Aufmerksamkeit an sich als reiner Text. Für ein LinkedIn-Posting sollten jedoch keine Stock-Fotos verwendet werden, sondern eigene/persönliche Fotos oder selbst erstellte Grafiken. Die Bilder sollen letztendlich zur Erweiterung eurer Personal Brand dienen. Aber auch Native Videos oder andere Formen von Medien können Posts aufwerten und die LinkedIn-Seite interessanter gestalten.

Also – Ihre Zeit ist reif, um sichtbar zu werden und sich eine Personal Brand aufzubauen. Nutzen Sie die Möglichkeiten von Social Media, Ihre Einzigartigkeit und Expertise zu präsentieren. Ihre persönliche Marke kann die Tür zu neuen Chancen öffnen – fangen Sie jetzt an, sie zu gestalten!

Quellen:

Ackermann, Nele (2022): Corporate-Influencer-Programm bei OTTO: die Jobbotschafter*innen. Zugriff: 7.10.2023. https://www.otto.de/unternehmen/de/kultur/corporate-influencer-programm-bei-otto-die-jobbotschafter-innen

Burt, Tequia (2023): 12 Ways to Improve Your LinkedIn Page in 2023. Zugriff: 1.10.2023. https://www.linkedin.com/business/marketing/blog/linkedin-pages/5-non-obvious-ways-to-improve-your-linkedin-company-page

Köppel, Tamara (2022): Personal-Branding-Strategien richtig aufbauen und nutzen. Zugriff: 25.9.2023. https://omr.com/de/reviews/contenthub/personal-branding-strategie

Maystorska, Milena (2923): 7 LinkedIn-Post-Ideen für dein Unternehmen. Zugriff: 1.10.2023. https://omr.com/de/reviews/contenthub/linkedin-post-ideen

Schulz, Benjamin (2022): Personal Branding: Nicht das „was“ garantiert den Erfolg, sondern das „Wer“. Zugriff: 29.9.2023. https://www.handelsblatt.com/adv/firmen/personal-branding.html

Spall, Christopher & Schmidt, Hogler J. (2020): Personal Branding. Was Menschen zu starken Marken macht. SpringerGabler.

The LinkedIn Lockdown (2023): What to Post on LinkedIn in 2023: 5 Types of Content You Should Create. Zugriff: 1.10.2023. https://www.linkedin.com/pulse/what-post-linkedin-2023-5-types-content-you-should-create/

Waller, Talaya (2020): Personal Brand Management. Marketing Human Value. Springer Nature Switzerland AG

Zayats, Marina (2020): Digital Personal Branding. Über den Mut, sichtbar zu sein. Ein Guide für Menschen und Unternehmen.

 

 

Autorin: Nicole Eigenthaler belegt seit 2022 den Masterstudiengang „Digital Marketing & Kommunikation“ an der FH St. Pölten. Als selbstständige Fotografin beschäftigt sie sich viel damit, wie sie auf Social Media ihre eigene Personal Brand kreieren kann.

 

 

 

Autorin: Barbara Klinser-Kammerzelt FH St. Pölten FH-Dozentin im Bachelor Marketing & Kommunikation, Master Digital Marketing & Kommunikation Lehrgangsleitung Werbung & Markenführung

 

 

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