Die sozialen Netzwerke sind heutzutage nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Sie ermöglichen es ihren Nutzer/innen ortsunabhängig über das persönliche Smartphone miteinander zu kommunizieren und sich auszutauschen. Jetzt scheint die neue Audio-App “Clubhouse” die Social Media-Branche innerhalb nur weniger Wochen zu erobern. Alle wollen plötzlich ins Clubhouse, um den dort stattfindenden Live-Podcasts zuzuhören. Stephanie Kautz, Studentin des Bachelor-Studiums Marketing & Kommunikation an der FH St. Pölten, erklärt, was hinter der neuen Hype-App steckt.
Clubhouse – What?
Im Clubhouse, entwickelt von der Firma Alpha Exploration, dreht sich alles um Audioinhalte; es gibt also weder Bilder, Videos oder Text. Im Zentrum der neuen App stehen die sogenannten Räume, in denen dann die virtuellen Podiumsdiskussionen bzw. Konferenzen stattfinden. Angepasst an reale Podiumsdiskussionen gibt es natürlich auch eine Bühne, auf der die SpeakerInnen nach Aktivieren des Mikrofons sprechen können sowie ein Publikum. Die Gespräche und Diskussionen finden in den unterschiedlichsten Kategorien, wie beispielsweise Tech, World Affairs, Entertainment, Arts oder Wellness, statt. Die uns bekannten Funktionen der Likes, Kommentare und Shares sind jedoch nicht vorhanden, was einen USP der Audio-App im Gegensatz zu all den anderen sozialen Netzwerken darstellt.
Abbildung 1: Logo von Clubhouse | Quelle: Reuters
Abbildung 2: Wordcloud Clubhouse | Quelle: Eigene Darstellung
Exklusivität ist das Zauberwort
Clubs, die nicht jeder betreten darf und Räume, die nur für Eliten zugänglich sind.
Doch wie kann man der Audio-App Clubhouse denn überhaupt beitreten? Nun ja, so wie den angesagten realen Clubs auch – ausschließlich durch exklusive Einladungen von Personen, die schon im Club sind. Bis dato öffnet also nur eine Einladung über eine/n bereits registrierte/n NutzerIn das Clubhouse – diese/r kann jedoch auch nur eine begrenze Anzahl an neuen Besucher/innen hineinlassen. Allerdings könnte sich dieses System bald ändern, denn schon bald soll sich jede/r bei Clubhouse anmelden können – das behaupten jedenfalls die beiden Clubhouse-Gründer Paul Davison und Rohan Seth. Darüber hinaus können bislang ausschließlich Apple-Smartphone-NutzerInnen die Clubhouse-App downloaden – wer also kein iPhone hat, ist nicht dabei. Überdies spielt „FOMO“ (Fear of Missing Out), also die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, eine große Rolle; denn Aufnahmen der Live-Diskussionen gibt keine.
Das Problem mit dem Datenschutz
Bereits einige Wochen nach der Veröffentlichung der Clubhouse-App wurde bei uns viel Kritik aufgrund des Umgangs mit persönlichen Daten geäußert. Wie bereits erwähnt sind Neuanmeldungen an Einladungen bereits registrierter Nutzer/innen gekoppelt. Diese können jedoch nur verschickt werden, wenn man der Clubhouse-App im Vorhinein den Zugriff auf das persönliche Telefonbuch gewährt, wobei diesen Daten dann zu Werbezwecken verwendet werden – datenschutzrechtlich durchaus fragwürdig. Darüber hinaus fordert Clubhouse den Zugriff auf den persönlichen Kalender, das Mikrofon, weitere verwendete Endgeräte, den aktuellen Standort sowie andere soziale Netzwerke. Es zeigt sich – Clubhouse fordert ganz schön viele Informationen ein, erwähnt die DSGVO in der Datenschutzerklärung der App jedoch an keiner Stelle.
Abbildung 3: Clubhouse am Smartphone | Quelle: APA
Wie Unternehmen von Clubhouse profitieren können
Die App Clubhouse bietet also viele Möglichkeiten sowohl zu Unterhaltungszwecken als auch zum virtuellen Live-Austausch. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob auch Unternehmen von der innovativen App profitieren können. Die Aufhebung des klassischen Sender-Empfänger-Modells sowie die miteinhergehende Authentizität von Clubhouse eröffnen Unternehmen eine Vielzahl an neuen Chancen für Innovationen sowie die Positionierung. Darüber hinaus fördert die Clubhouse-App das Community Building und lässt im Zuge von Networking eine Erweiterung der persönlichen Kontakte zu. Überdies müssen das rasche Feedback in Echtzeit ebenso wie die Möglichkeit der Integration der beiden sozialen Netzwerke Instagram und Twitter als weitere positive Aspekte für Unternehmen bei der Nutzung von Clubhouse hervorgehoben werden. In Anbetracht der vielfältigen Chancen der Clubhouse-App ist es nicht verwunderlich, dass es bereits einige Marken gibt, die einen eigenen Markenaccount auf Clubhouse erstellt haben. Der Lebensmittelhändler EDEKA beispielsweise nutzt die App, um seinen neuen Lebensmittelpodcast zu bewerben und mit KundInnen ins direkte Gespräch zu kommen. Auch der Carsharing-Anbieter Share Now landete zusammen mit der Leadagentur Jung von Matt im Zuge des Formats „Car-antäne Quatschen & Cruisen“ auf Clubhouse und erfreute sich an vielen interessierten ZuhörerInnen. Sogar Elon Musk, Tesla CEO, spricht mehr als eine Stunde lang über die verschiedensten Themen auf Clubhouse, die von der Corona-Pandemie bis hin zu Computerchips im Gehirn reichten. Es zeigt sich somit, dass Clubhouse auch für Unternehmen eine äußerst wichtige Plattform ist.
Und wie geht es weiter?
Tatsache ist, dass die aktuelle Zeit rund um Covid19, die weltweite Lockdowns mit sich zieht, die optimale Zeit war, um die neue Audio-App zu launchen. Wir alle müssen ohnehin den Großteil unserer Zeit zu Hause verbringen und uns in unserem Sozialleben einschränken, da kommt eine App, die die Simulation von Live-Veranstaltungen ermöglicht, gerade richtig. Nun stellt sich aber die große Frage, wie lange der Megahype künftig anhalten wird. Die Regierung Chinas hat die Clubhouse- App bereits wegen politisch heiklen Diskussionen gesperrt. Trotz massiver Kritik den Datenschutz sowie Umgang mit Rassismus betreffend, gewinnt Clubhouse nach wie vor an Beliebt- sowie Bekanntheit dazu. Dennoch beinhaltet die App Einschränkungen, wie beispielsweise den beschränkten Zugang für nicht eingeladene Personen oder Android Nutzer/innen. Zudem wird der Erfolg von Clubhouse in der Zukunft wohl massiv davon abhängen, ob spannender und einmaliger Content geliefert wird, der sich von jenem der unzähligen bestehenden Podcast-Anbieter unterscheidet. Die nächsten Monate werden schließlich zeigen, ob Clubhouse weiterhin Vorreiter bleiben oder der Hype schon bald wieder abflachen wird. Klar ist jedenfalls, dass die Konkurrenz wie Facebook oder Twitter niemals schläft und somit bereits über die Entwicklung ihres eigenen Clubhouse nachdenkt.
Autorin: Stephanie Kautz
Über Stephanie: Sie schließt im Sommer 2022 ihr Bachelorstudium „Marketing & Kommunikation“ an der FH St. Pölten ab.
Autorin: Barbara Klinser-Kammerzelt
FH St. Pölten
FH-Dozentin im Bachelor Marketing & Kommunikation, Master Digital Marketing & Kommunikation
Lehrgangsleitung Werbung & Markenführung
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Quellen:
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/soziales-netzwer-zum-hoeren-clubhouse-was-steckt-hinter-der-neuen-hype-app/26826140.html
https://www.zeit.de/digital/mobil/2021-01/clubhouse-social-media-app-audio-iphone-faq
https:/www.zeit.de/digital/mobil/2021-01/clubhouse-social-media-app-verbraucherschutz-datenschutz-abmahnung
https://www.derstandard.at/story/2000123529578/48-stunden-in-der-hype-app-clubhouse-zwischen-langeweile-und
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/audio-app-clubhouse-so-funktioniert-die-app-eine-anleitung-in-sieben-schritten/26831548
https://news.wko.at/news/steiermark/Der-grosse-Hype-um-Clubhouse.html
https://www.marconomy.de/clubhouse-wie-sie-die-neue-app-fuer-ihre-marke-nutzen-koennen-a993537/
https://www.wuv.de/agenturen/jung von matt bringt share now auf clubhouse
https://www.fr.de/panorama/elon-musk-milliardaer-tesla-chef-clubhouse-app-corona-impfstoff-bitcoin-silicon-valley-90188671/
Newsletter JMC Agency, Februar 2021