6 Fragen an 4 erfolgreiche Blogger

6 Fragen an 4 erfolgreiche Blogger
6. Februar 2014 Marketing Natives

Ein Interview mit den vier Vortragenden des Marketing Natives Events „Blogger Relations“ auf Wienerisch und Berlinerisch. Die Interviewten wurden einzeln befragt.

Dani Terbu, Food Bloggerin, Gründerin von Coolinary Society und Die Frühstückerinnen
Katja Hentschel, Fashion und Travel Bloggerin, Gründerin von Glamcanyon und Travelettes
Dieter Zirnig, Politik-Blogger, Gründer von Digital Mindshift und Neuwal
Rudi Fußi, Politik- und Meinungsblogger, Gründer von Mindworker und Rudis Welt

[person name=“ Autor: Lilli Koisser“  title=“Freie Texterin“ picture=“https://dl.dropboxusercontent.com/u/34026835/lilli2.jpg“ facebook=“https://www.facebook.com/lilytextcontent“ twitter=“https://twitter.com/lillikoisser“ [/person] lily.co.at

 

1. Welchen Blog liest du am liebsten und warum?

Dani: Grundsätzlich eine schwierige Frage, wenn man sich viel mit Blogs beschäftigt. Es gibt wahnsinnig viele Food Blogs und da lese ich eigentlich täglich andere. Aber swiss-miss.com lese ich schon, seit es sie gibt, seit Jahren immer wieder. Das ist eine Schweizerin, die nach New York ausgewandert ist und dort jetzt eine Familie hat und als Grafik Designerin selbständig ist. Sie schreibt über viele unterschiedliche Dinge, das Web, Kreatives, und entdeckt auch viel Neues. Es ist recht übersichtlich und kurz geschrieben; wenn man auf den Teaser schaut, weiß man gleich, worum es geht. Und sie schreibt nicht nur über sich, sondern eben viel Inspirierendes.

Dieter: Es gibt momentan drei Blogs, von der politischen Seite her: kobuk, dietiwag und die Tagespresse. Meine digitale Blogdomäne ist Politik und alles was damit zu tun hat, und da ist die reale personelle Verbindung dorthin vorhanden, und dann liest man automatisch die Blogs mit. Was aber nicht heißen soll, dass ich nicht auch über Food Blogs stolpere und mich dort über Rezepte informiere oder mich erkundige, wenn ich etwas Spannendes auf Facebook oder Twitter sehe.

Katja: Ich kann mich generell nur schwer auf etwas festlegen. Es gibt einen Food Blog, den ich total gerne mag: What Katie Ate. Ein Blog, den ich immer sehr gerne mochte, ist The Road Is Home, der hieß früher We Live Young. Das ist eine ganz junge Fotografin aus Australien; die hat angefangen zu bloggen, als sie 13 oder 14 war. Sie macht ganz wunderbare Fotos und schreibt ganz wunderbar ehrliche Texte und hat mit 18 jetzt ein Kind bekommen, bereist aber die Welt und ist total erfolgreich und ist einfach eine Inspiration.

Rudi: Den Blog von Michel Reimon. Das ist politisch motiviert, weil er immer eine interessante linke Perspektive auf die Politik bietet und mich Politik am meisten interessiert.

2. Erzähl bitte Schritt für Schritt, wie du deine(n) Blog(s) erfolgreich gemacht hast.

Dani: Ich nehme als Beispiel Die Frühstückerinnen, das ich gemeinsam mit Barbara Haider führe und gegründet habe. Ich glaube es ist wichtig, dass etwas aus einer gewissen Leidenschaft entsteht. Bei uns war einfach das Gern-Frühstücken-Gehen vorher schon da, daraus hat sich das dann entwickelt. Es war zuerst ein Problem da, für das wir eine Lösung gesucht haben. Wir haben es uns für uns selbst gewünscht. Es ist auch jetzt noch ganz oft so. Wenn wir ein neues Lokal suchen, sag ich immer: Wo suchen WIR eigentlich die neuen Lokale? Manchmal muss ich echt auf den Frühstückerinnen nachschauen. Ich rufe es tatsächlich selber auf.

Wir haben es zuerst nur für uns geschrieben und unter unseren 100 Freunden geteilt. Dann haben wir immer E-Mails verschickt, wenn etwas Neues online war, und haben relativ schnell gemerkt, dass wir Facebook brauchen. Mit der Facebook-Seite hat es sich dann irgendwie verselbständigt. Wenn man mal eine gewisse Anzahl an Fans hat, dann wird es automatisch mehr. Dann waren es gleich mal ein paar Tausend.

Das einzige, das wir mit der Zeit wirklich optimiert haben, war SEO. Wir sind nach 40 Berichten draufgekommen, dass wir suchmaschinentechnisch echt schlecht dastehen. Ab da haben wir alle Berichte überarbeitet, die Bilder richtig beschriftet, die Texte für Suchmaschinen optimiert. Innerhalb von 6 Wochen hat man es dann ganz gut gefunden, und dann ist es eigentlich stetig mehr geworden.

Dann haben wir Medien als Kooperationspartner gesucht, wobei ich sagen muss, dass das gar nicht so gut funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Die freuen sich zwar über Gratis-Content, bemühen sich dann aber bei der Integration nicht besonders, weil es ihnen nicht so viel wert ist. Wenn man dann auf Ebene 4 zu finden ist, bringt dir die Kooperation mit bekannten Medien auch nichts. Wir würden schon gern Medienkooperationen machen, und es sind auch alle sehr lieb, aber dass man da wirklich etwas Cooles ins Laufen kriegt… Die Kronen Zeitung war bis jetzt noch am positivsten. Da haben wir auf den Szene Wien-Seiten ein halbes Jahr lang jeden Freitag einen Artikel über unser neuestes Lokal gehabt. Das hat uns zwar keine Klicks gebracht, aber Bekanntheit. Und weil es ein sympathisches Projekt ist, haben wir auch das Glück, dass viele auf uns zukommen. Wir haben nie das Problem gehabt, Partner zu finden, die kommen meistens auf uns zu.

Wenn man so eine Marke aufbaut, ist noch wichtig, dass man für etwas steht. Barbara ist sozusagen unsere Brand Managerin und achtet drauf, dass wir auf Linie bleiben und keine Postings oder Kooperationen machen, die nicht zu uns passen. Da sind wir relativ streng, und das hat sich ausgezahlt.

Wir wollen damit kein Geld verdienen, das ist nicht unser Hintergrund. Wir machen aber schon Kooperationen mit Unternehmen. Da gibt’s ganz normal Mediadaten, die man anfordern kann, und dann muss man halt dafür bezahlen. Wir arbeiten nicht mit den Lokalen zusammen, wir lassen uns nicht einladen, sie dürfen bei uns nicht werben, wir haben eigentlich wenig Kontakt mit ihnen. Es ist aber eine gewisse Umwegrentabilität dabei, für Barbara in ihrem Angestelltenjob und für mich als Selbständige: Wir müssen niemandem mehr beweisen, dass wir diese Tools beherrschen.

Dieter: Ich hab im digitalen Marketing in Unternehmen gearbeitet, das war 2006, 2007. Und ich war immer begeistert von digitalen Medien, von Blogs, von den ganzen Social Media Networks, die sich da aufgebaut haben. Ich hab immer versucht, mein Management und die ganzen Teams davon zu überzeugen, dass das eigentlich etwas Cooles ist, dass man da mit wenig finanziellen Mitteln etwas machen kann.

Ich bin da auf taube Ohren gestoßen und hab dann gemerkt, es hängt nicht von der Technologie ab, sondern davon, dass jeder Einzelne erkennt: Hey, welche Chance hab ich damit? Was kann ich da eigentlich kommunizieren? Wie kann ich austesten, ob mich jemand liest oder mir zuhört, wenn ich jetzt einen Blog oder Videoblog starte? Es waren zwar die Blogs nachher aufgesetzt, aber es hat keiner damit gearbeitet. Und ich hab gesagt: Nein, ich glaub dran, dass man mit Blogs erfolgreich werden kann, oder dass Blogs erfolgreich werden können.

Dann hab ich neuwal.com aufgesetzt, um einfach einmal selbst auszuprobieren, ob das funktioniert – die Sachen, die ich immer gepredigt habe. Der Erfolg war eigentlich schon in den ersten Monaten da, weil man mit dem ORF eng zusammengearbeitet hat. Wir waren dann drei Leute im Team, und die Sichtbarkeit war wirklich gegeben. Wir haben uns bei dem Projekt nach einem halben Jahr, nachdem die Wahl dann vorbei war, gefragt, was machen wir jetzt weiter? Hat das noch Sinn?

Wir hatten durch die Wahl gleich eine große Reichweite. Und dann haben wir gedacht, das war unser Auftrag, das war’s dann. Wir haben dann eine kurze Pause gemacht, um weiter zu überlegen. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass nach diesen Wahlen 2008 die Medien schon alle sofort genauso Bericht erstatten werden, wie wir das gemacht haben. Also auf Blogebene, kurze schnelle Artikel, mit Video, mit Audio. Da habe ich mich getäuscht, und deswegen haben wir uns überlegt, jetzt machen wir da weiter, wo wir angefangen oder aufgehört haben.

Wir haben einfach versucht, es weiter fortzusetzen, weiterzuspielen, weiter zu experimentieren. Wir sind wirklich unabhängig, weil wir die politische Bandbreite komplett abdecken, während andere Medien sich vielleicht nur auf die regierenden Parlamentsparteien fokussieren. Wir ergänzen das Spektrum und vervollständigen es. Und wir haben gewusst: Wir haben uns als Ziel gesetzt, dass als oberste Priorität Durchhalten stehen muss. Und das ist eigentlich die Antwort auf die Frage: Durchhalten.

Katja: Das war bei beiden Blogs unterschiedlich. Ich hab ja Glamcanyon vor 7 Jahren gestartet und dann Travelettes vor 4,5 Jahren. Bei Glamcanyon war das eigentlich ein Selbstläufer. Ich hab den zu einer Zeit angefangen, in der Street Style Blogs einfach gehypt wurden und einfach groß waren, wo jedes Magazin und jede Zeitung darüber geschrieben hat. Und dann war ich halt immer bei diesen Auflistungen dabei – hoffentlich weil den Leuten die Fotos gefallen haben! Ich hab nichts wirklich getan, außer natürlich, das ist schon wichtig, zu versuchen, wirklich jeden Tag zu posten.

Natürlich ist irgendwo auch wichtig, ein bestimmtes Auge, selber einen bestimmten Style zu haben. Also ich hab z.B. generell immer nur Leute in meinem Alter fotografiert, viel Vintage Style, also wenig Chichi. Ich bin schon eine Schiene gefahren, und ich glaub das ist hilfreich. Ich glaube Blogs funktionieren allgemein so, dass der Leser sich mit dem Blogger identifiziert. Und wenn er sich gut mit dem Blogger identifiziert, hat er Bock zum Blog zurückzukehren, und dann wird das ein treuer Leser. Ich mag es persönlich nicht so gerne, wenn der Blogger mal hü mal hott heute eine Omi stylt und morgen Sports Styles. Das mag funktionieren und das gibt es auch, aber ich mag lieber, wenn ich weiß, was ich bekomme und was ich erwarte.

Rudi: Ich hab nichts Besonderes gemacht, einfach begonnen meine Meinung zu schreiben, und über Social Media zu teilen. Das war’s. Meinen Lesern gefällt, was ich schreibe, oder es regt sie auf. Es wird also eine gewisse Emotion damit verbunden, eine gewisse Neugier. Wenn auf Social Media entweder runtergemacht oder gelobt wird, kommen andere Leser und schauen sich an, was ich schreibe. Und ich glaube, das ist bei anderen Blogs ähnlich.

 

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3. Welche Stolpersteine gab es auf dem Weg dorthin?

Dani: Das Durchhalten. Es macht uns immer Spaß und wir haben nie ans Aufhören gedacht, aber es ist schon wirklich wirklich viel Arbeit. Am Abend um 10 sitz ich manchmal da und denk mir: So, Kind und Kegel sind im Bett, und meine Sachen hab ich erledigt, und jetzt wäre noch ein Beitrag für Die Frühstückerinnen zu schreiben. Das ist dann schon so: Okay, man könnte auch in Ruhe auf der Couch liegen. Barbara arbeitet bis 7, halb 8, kommt heim und dann macht sie Die Frühstückerinnen. Man braucht manchmal echt Durchhaltevermögen, aber deswegen spreche ich immer so gern über Leidenschaft: Du musst für das Thema brennen, sonst hörst du irgendwann mal damit auf, weil es dir reicht.

Der Stolperstein ist hier wirklich der Arbeitsaufwand, man unterschätzt das für einen Blogartikel. Wir gehen frühstücken, wir machen Fotos, wir bearbeiten die Fotos, wir müssen den Artikel schreiben. Wir lesen immer unsere Artikel gegenseitig durch, und haben in den Bundesländern Autorinnen. Die schicken uns das als Word mit unbearbeiteten Fotos – das bearbeiten auch alles wir. Und dann noch Facebook und so… Der Aufwand, dass man das neben dem Job noch schafft, ist groß.

Dieter: Ich hab zwei konkrete. Es ist einfach, ein Team mit 1-3 Personen zu haben. Wir sind mittlerweile auf 8-9 Personen gewachsen, und dadurch, dass wir kein Büro haben, sondern uns virtuell vernetzen, ist das einmal die größte Herausforderung: Eine Struktur aufzubauen. Weil jeder seine Ressorts hat, seine Verantwortlichkeiten, seine Aufgaben. Damit es in geordneten Bahnen abläuft, damit ein Redaktionsplan da ist, ein Content Plan, die Vermarktung, damit halt ganz sicher ist, was jeder macht.

Herausforderung 2 ist die Finanzierbarkeit von dem ganzen Spaß. Politik ist ein heikler Bereich, im Unterschied zu Food Bloggern gibt es wenig Privatwirtschaft, die jetzt einen Nutzen sieht und sich da beteiligt. Wir sind am Demokratieprozess beteiligt und kratzen an der Domäne Online-Journalismus / Journalismus / Medien. Und da bedarf es einfach mehr Durchhaltevermögen und mehr Überzeugungsstärke, um Kooperationen aufzubauen und zu Förderungen zu kommen. Also zusammengefasst: Ressourcenplanung.

Katja: Bei Glamcanyon wie gesagt keine, weil das halt so selbst lief. Bei Travelettes insofern, dass wir zwei Jahre lang bei 200 Lesern am Tag rumgedümpelt sind. Wir hatten eigentlich total interessanten Content, aber wussten nicht, wie wir ihn jetzt aufs nächste Level kriegen. Und im Grunde würde ich jetzt im Nachhinein diese Frage damit beantworten, dass wir irgendwann entschieden haben: Wir nehmen uns jetzt selber so ernst, wie wir ernst genommen werden wollen. Das heißt, wir präsentieren uns jetzt selbstbewusst als Reiseblogger, als Meinungsmacher im Reisesegment, wir machen viel mehr Social Media, wir denken uns Events aus.

Wir haben dann angefangen, den Travelettes Flea Market ins Leben zu rufen, und haben einfach kleine Marketingaktionen für uns selbst gestartet, damit uns mehr Leute kennen. Vorher haben wir nur Content daraufgestellt und den nicht vermarktet. Das kannst du halt nicht machen, weil da kann dein Content noch so toll sein; wenn keine Sau weiß, dass er da ist, bringt das nichts. Ich habe jetzt vor kurzem in San Francisco eine Bloggerin kennengelernt, eine Deutsche. Die hat den tollsten Blog, der ist wirklich 1a, der ist interessant und inspirierend: Fluxi on Tour. Die hat nen tollen Blog, da gibt’s nichts dran zu rütteln, aber die hat 2.000 Leser im Monat. Und das ist halt für mich unverständlich, weil der Blog Potenzial hat, wirklich groß zu sein, und ich denke das liegt einfach daran, dass sie den eigentlich gar nicht vermarktet und halt nicht das Glück hat, dass das so ein Selbstläufer wird.

Rudi: Keinen. Wenn, dann technische Unkenntnis. Ich scheitere die ganze Zeit daran, meine Kommentarfunktion freizuschalten – es gibt jetzt keine Kommentarfunktion und ich frage dann Leute, wie man es richten kann, aber im Moment hakt es da. Aber ich glaube, man darf keine Erwartungshaltung mit einem Blog verbinden, sondern man soll es einfach tun. Und nicht darüber nachdenken: Bah, das lesen jetzt nur 10 Leute. Man freut sich natürlich, wenn es mehr als 10 lesen. Stolperstein ist ja so besetzt, als würde das von einem Ziel abhalten, und das Ziel ist die Veröffentlichung. Und wenn man es veröffentlicht hat, liegt es an den Lesern, ob es gelesen wird oder nicht. Ich schreibe es ja, um mir was von der Seele zu schreiben. Man kann da meinen privaten Blog nicht mit einem Corporate Blog vergleichen. Weil wenn es mich nicht freut, schreibe ich ein halbes Jahr nichts, das kann sich ein Corporate Blog nicht leisten. Da braucht es eine Regelmäßigkeit, ohne inflationär zu werden.

Aber ich glaube, für Unternehmen ist es natürlich ungleich schwieriger. Die überlegen sich die ganze Zeit: Welchen Content kann man nehmen, was ist interessant genug, das nicht noch more of the same ist, sondern sich ein bisschen differenziert. Aber eigentlich gibt’s in fast allen Firmen spannende Geschichten zu erzählen. Und wenn man grad nichts Aktuelles zu berichten hat, dann stellt man halt seine Mitarbeiter im Blog vor, also irgendwas kann man immer machen.

4. Wie viel Zeit investierst du in deinen Blog?

Dani: Bei den Frühstückerinnen gehen sicher 15 Stunden gemeinsam drauf, für beide zusammen. Also ca. 8 Stunden die Woche jeweils, eine Stunde am Tag. Wir beantworten ja alles. Wir beantworten Anfragen per E-Mail, über Twitter, auf Facebook, bei Kooperationen… Heuer gibt es übrigens ein paar coole neue Kooperationen, eine mit der Österreich Werbung zum Beispiel, die schicken uns nach Berlin. Da kommt auch viel Vorbereitungszeit dazu, also eine Stunde am Tag ist es schon.

Dieter: Nächste Frage! Sehr viel. Irrsinnig viel. Stichwort Nightshift: es geht schon bis 3 oder 4 in der Früh. Oder bis 6 oder 7. Bei Transkripten von der ZIB2 zum Beispiel, wenn interessante Interviews dabei sind. Die ZIB2 hört um halb 11 auf, und dann geht es los, etwas zu schreiben oder etwas draus zu basteln. Wir sind nicht abhängig von den Sendezeiten, aber von interessanten Sachen. Aber wenn es am Nachmittag ist, ist es auch fein!

Es ist generell ein Werkl, das eine Struktur braucht. Und wir haben uns Ziele gesetzt, die wir erreichen wollen. Und es ist mittlerweile so, dass nicht nur das Schreiben ein Aufwand ist, sondern die gesamte Organisation rundherum. Um das irgendwie juristisch und organisatorisch auf die Beine zu stellen. 20 bis 30 Stunden sind das schon die Woche. Locker. Die Hochphase ist sicherlich vor Wahlen, weil es da immer viel zu berichten gibt. Ich würde aber sagen, dass eine Tiefphase immer so ein Monat nach der Wahl ist. Und dann beginnt es wieder mit interessanten Themen.

Katja: Wenn ich auf Reisen bin, 24 Stunden am Tag? Ist halt immer unterschiedlich, auch mit Vorbereitungszeiten und Recherche. Aber generell würde ich sagen, eine Stunde am Tag.

Rudi: Eine halbe Stunde in der Woche. Inklusive Schreiben, ich schreibe sehr schnell. Ich schreibe, ohne Korrektur zu lesen und stelle es dann online. Dann verbreite ich es aktiv über Social Media und ich hab halt das Glück, mit 7.000 Twitter-Followern, dass das dann relativ schnell in die Breite geht. Aber es kommt immer auf den Content an. Es gibt Texte, die ich selber super find, und die überhaupt keine Resonanz finden. Und dann gibt es Texte, die mittelmäßig sind, und die total viele Leute lesen und die dann der Armin Wolf lobt. Man täuscht sich da oft selber, das ist das Lustige. Das macht es so spannend, weil man vorher nie weiß, schlägt der Artikel jetzt ein oder schlägt der jetzt nicht ein.

Für Twitter wende ich um Welten mehr Zeit auf als für meinen Blog. Ich twittere eigentlich, wenn ich munter bin, die ganze Zeit. Von 100 Tweets handelt einer vom Blog. Aber wenn dann wer schreibt: Hey Rudi, du hast in dem Punkt Recht oder nicht Recht, dann diskutier ich natürlich schon mit den Leuten auf Twitter, und das mach ich gern, na klar.

5. Welche Tools, Apps und Plugins sind für dich unverzichtbar?

Dani: Als wichtigstes WordPress-Plugin würde ich Yoast nennen. Damit lernst du so viel über Suchmaschinenoptimierung, da brauchst du dann eigentlich nicht viel mehr. SEO steht ganz oben. Man sollte nicht übertreiben, also nicht für die Suchmaschinen schreiben. Aber die wichtigsten Dinge sollte man schon machen: auf die Keywords optimieren, die Bilder richtig benennen, und dann hat man auch einen Startvorteil. Weil es so wenige machen. Blogger vielleicht eher, aber wenn du bei einem Kunden auf das Bild klickst und es heißt image5348, dann weißt du, dass der Rest auch nicht optimiert ist. Im Gegensatz zu den Tech-Bloggern beschäftigen sich z.B. Food oder Fashion Blogger eher mit ihren Überthemen anstatt mit der Technik dahinter, da gibt es schon viele, die sich nicht richtig mit SEO auskennen oder es nicht machen.

Wir verwenden bitly, damit wir die Klicks auf Facebook-Links messen können. Das ist z.B. für Kooperationspartner interessant, aber auch für uns selbst einmal im Monat. Die Reichweite auf Facebook ist ja sehr schwankend und wenn man mal weniger Likes hat und sich wundert, weil es doch ein interessantes Lokal war, sieht man dann an der Statistik, dass eh 800 Leute geklickt haben, obwohl es vielleicht nur 20 Likes hatte.

Dann verwenden wir noch Hashtracking.com, oder TwitReach, wenn Hashtag-Geschichten bei Events sind. Und die Facebook Seiten-App, aber das versteht sich eh von selbst. Man sieht bei allen Blogs, dass ein großer Teil über Facebook kommt. Also bei den Frühstückerinnen kommt schon viel über Google, aber z.B. bei der Coolinary Society. Wenn du auch selbst auf Facebook gut vernetzt bist, dann kommt schon viel Traffic. Man muss keine eigene Seite haben, man kann es auch über den privaten Account machen, wenn es nicht 10.000 Fans werden sollen. Aber Facebook ist unverzichtbar. Noch! Schauen wir mal.

Dieter: WordPress als Blog-CMS, Photoshop um Grafiken zu machen, SoundCloud für Audio-Interviews, YouTube um Videos upzuloaden, Twitter, Facebook, dann dieses Ding wo man Tweets einbetten kann, Script für PDFs, SlideShare für Präsentationen, den Mandatsrechner um Mandate bei Wahlumfragen zu berechnen, TweetDeck, Flickr. Als Plugins Jetpack, GetClicky, Google Analytics, klar. Ein Zitiertool, ganz wichtig, damit man Quellen zuweisen kann. SEO ist glaub ich bei Jetpack dabei. Gegen Spam Akismet. So ein Tool, das den Leerraum bei den RSS-Feeds oben löscht, weil die RSS-Feeds nicht mehr funktioniert haben. Keine Ahnung wie das heißt, aber notwendig. Extern noch FeedBurner.

Katja: Glamcanyon liegt auf Blogspot, Travelettes auf WordPress. Ich arbeite gerade an einem neuen Blog, und der wird wahrscheinlich ein Tumblr. Facebook ist auf jeden Fall unverzichtbar, Facebook ist bei uns krass. Wir haben 18.000 Facebook-Fans, das ist natürlich recht viel. Sobald wir den Link von unserem neuen Artikel auf Facebook sharen, haben wir 50, 100, 300 Likes. Wenn wir den nicht sharen, haben wir vielleicht so 10, es ist wirklich der Hammer. Facebook macht so viel aus. Unser Content, gerade auf Travelettes, ist auch sehr share-friendly und wenn wir den dann auf Facebook sharen, sharen ihn oft auch andere Leute auf ihren Facebook-Seiten usw. Und ein privates Like ist ja auch ein Share: Man sieht dann XY likes this, also Facebook ist unverzichtbar.

Twitter ist mir eigentlich egal, ich finde nicht, dass Twitter viel bringt. StumbleUpon war noch ein großes Thema für uns, um groß zu werden. Aktuell nicht mehr so, aktuell funktioniert StumbleUpon für die meisten Blogger glaub ich nicht mehr so krass. Ich höre viel Gutes über Pinterest, aber wir benutzen es noch nicht. Aber definitiv Facebook, ja.

Rudi: Boah, da müsste ich erst mal verstehen, worum es da geht. Alles was Sharen erleichtert, diese ganzen Social Share Plugins sind natürlich wichtig. Und sonst, ich verwende gar keine Apps, weil am Blackberry sind Apps eh schon wissen. Und sonst versuche ich eher, keine allzu hohen technischen Ansprüche an mich zu stellen. Das heißt ich weiß, wie man in den admin-Bereich reinkommt, schreibe einen Beitrag, suche ein Foto dazu und veröffentliche, also da mach ich relativ wenig.

6. Was magst du NICHT am Bloggen?

(Anm. Auf diese Frage folgte bei jedem Interviewten langes, angestrengtes Schweigen.)

Dani: Wenn man ein Blog hat, das nach einem gewissen Schema abrennt, so wie Die Frühstückerinnen, ist es mir fast schon ein bisschen zu strikt. Es ist so wie es ist, und es ist gut so in dem Fall. Wir haben den Aufbau sehr genau vorgegeben, damit wir die Lokale vergleichen können. Wir haben ein locker geschriebenes Intro, und dann kommen die Öffnungszeiten, das Angebot und das Fazit. Auf der Coolinary Society kann ich ein bisschen freier schreiben. Da schreibe ich eigentlich, was mir gerade einfällt. Das finde ich ein bisschen netter. Aber das ist sicher ein Problem, das nicht so viele haben, weil einfach nicht so viele immer das Gleiche beschreiben. Es ist halt sehr strukturiert und das ist manchmal ein bisschen schwierig.

Man macht es sich damit aber auch leichter. Wenn man das Intro hat, ist der Rest eigentlich schnell geschrieben. Das verschlechtert aber manchmal auch die Qualität des Artikels, weil man sich dann nicht mehr so anstrengt. Grad da müsste man ja engagiert sein, das auch noch super zu schreiben, damit man es gut lesen kann. Aber da geht es dann meistens schon bergab.

Dieter: Was ich nicht mag ist, wenn die Bilder eine unterschiedliche Größe haben, also technische Probleme, oder wenn das Titelbild auf der Seite 5 mm abgeschnitten ist, keine Ahnung wieso. Was ich nicht mag ist, wenn ein Transkript oder ein Interview monatelang liegen bleibt. Und es passiert schon oft, dass es liegen bleibt und man denkt sich, morgen macht man es.

Außerdem das Durchhalten, der lange Atem und die Ungewissheit, wie es mit der Finanzierung ausschaut. Weil es ja viel Arbeit ist und es fallen doch Kosten an, und die Wertschätzung halt auf der anderen Seite. Im Unterschied zu einem Food Blog, der eine Privatwirtschaft im Hintergrund hat, ist es im politischen Teil etwas schwieriger. Da muss man ein bisschen aufpassen, es ist vor allem unabhängiger. Mit der Domäne, über die man schreibt, von der Politik Geld retour zu bekommen, das kommt nicht gut. Und da muss man halt andere Kanäle und Branchen suchen.

Katja: Ist schwer zu sagen. Wenn ich Sachen schreibe, muss ich mich ein bisschen inspiriert fühlen. Und beim Bloggen schreibst du halt wirklich jeden Tag. Ich hab aber nicht unbedingt jeden Tag Bock, zu schreiben. Und das ist dann halt ein bisschen schwierig. Natürlich kannst du nur einmal die Woche schreiben, aber dann hast du nicht den gleichen Level an Erfolg. Und einfach, dass du manchmal halt unter Druck schreiben musst, ist nicht so geil. Aber wer seinen Blog nicht wie einen Job behandelt… Du hast auch nicht immer Bock, Montagmorgen zum Job zu rennen, musst es aber machen. Das ist glaub ich ganz normal.

Rudi: Ich glaube, wenn ich etwas am Bloggen nicht mag, dann ist es dasselbe, was ich am Schreiben von Gastkommentaren und von Reden – von allem was ich schreibe – nicht mag. Nämlich dass ich im Nachhinein immer draufkomme, dass ich das oder das noch schreiben hätte können. Also da fehlt noch immer was, man ist nie fertig und hat nicht immer alles gesagt und man könnte es dann theoretisch noch ausbessern, was ich manchmal tue, etwas hinzufügen, aber bei einer Rede kannst du es dann nicht mehr. Wenn die Rede vorbei ist, dann kannst du es nicht mehr sagen.

Dem ist nichts hinzuzufügen! Danke für das Interview.

Interview: Lilli Koisser
Fotos: Katharina Schiffl