5 Fragen zu Netzneutralität und Big Data

Wie wir unsere eigene Freiheit gefährden

5 Fragen zu Netzneutralität und Big Data
21. September 2015 Marketing Natives

Es ist endlich soweit, der Herbst ist ins Land gezogen und auch die Unis öffnen in den kommenden Tagen ihre Pforten. Es erwarten uns weniger Selfies, bei denen wir am Strand sitzen und coole Drinks schlürfen, und dafür mehr Bilder von Büchern und überfüllten Hörsälen. Was soll’s, Hauptsache wir dokumentieren unser Leben auf Social Media, denn wer nicht online ist, den gibt’s nicht. Oder?

Wann hast du dir das letzte Mal eigentlich ehrlich Gedanken darüber gemacht, was mit den Daten und Bilder passiert, die du so fleißig uploadest und teilst? Und was ist mit all den Apps, die du dir auf dein Smartphone lädst? Erst heute erreichte die Nachricht über den Hacker-Angriff auf Apples App Store unsere Facebook Newsfeeds. Ja, so schnell kann’s gehen… Ich hoffe, ihr seid von etwaigen Problemen verschont geblieben, aber da sehen wir, wie aktuell unser Thema “Beware of the Beast” eigentlich ist.

Die Gefahren im Netz

Worum geht es in unserem kommenden Event eigentlich? Hat das auch nur im Entferntesten mit Marketing zu tun? Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig JA!

Unser Privatleben, unsere Arbeit, unsere Kommunikation, ein Großteil gesellschaftlicher Strukturen, Medien, Unternehmen und sogar deine Mutter – wir alle sind heute zumindest in einem gewissen Ausmaß online. Darüber hinaus sind wir, wie der Name Internet schon suggeriert, alle miteinander vernetzt. Das sind wir im analogen Leben natürlich auch, aber online hinterlassen wir viel stärkere, viel besser lesbare und speicherbare Spuren.

Dazu kommt, dass wir uns, alleine vor unserem Device sitzend, in anonymer Sicherheit wiegen. Ein fataler Fehler! Denn gerade die Tatsache, dass wir online so leichtgläubig mit unseren Daten umgehen und uns das Internet als harmlose Black-Box verkauft wird, macht es einigen Branchen besonders einfach. Hier eine Identität geklaut, dort eine Kreditkartennummer, zwei, drei Adressen, die engsten Facebook-Freunde und schon hast du auch im analogen Leben mächtig Ärger. Diejenigen, die so etwas schon einmal erlebt haben, können ein Lied davon singen – und es ist kein angenehmes! Wir hoffen, dir bleibt diese Erfahrung erspart.

Unser Event „Beware of the Beast“ wird zum Teil genau solche Themen aufgreifen. Lass uns daher einige wichtige Fragen vorab klären, damit du mit dem richtigen Basiswissen ein Maximum aus unserem Event und unseren Speakern herausholen kannst.

Was ist eigentlich Big Data?

Big Data bezeichnet die Analyse von großen Datenmengen in hoher Geschwindigkeit aus verknüpften Quellen. Jeden Tag werden von Smart-Devices, Unternehmen und viele Maschinen massenhaft Daten produziert. Das Internet umfasst momentan Informationen von ca. 3 Zetta-Byte – eine Zahl mit 21 Stellen! Bis zum Jahr 2020 rechnet man damit das es 100 Zettabyte sein werden und es etwa 50 Milliarden vernetzte Geräte geben wird. Informationen sind die Zukunfts-Währung für Unternehmen im Internet.

Mit Big Data können Daten in Echtzeit analysiert werden und dadurch können wiederum Unternehmen effizienter arbeiten und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Vor allem die Analyse unstrukturierter Datenmengen (dazu gehören Bilder, Postings, etc)  gehört zu den stärksten Wachstumsfelder von großen Softwareherstellern.

Was ist so schlimm an Big Data?

Wir hören ihn oft, den Satz “Sollen sie doch machen, ich habe eh nichts zu verstecken!”, aber so einfach ist die ganze Sache dann eben doch nicht. Neben einem eindeutig auch positiv auslegbaren Potenzial, deckt Big Data auch Bereiche ab, die bisher als privat galten und genau hier kommt es zunehmend zu Konflikten mit Persönlichkeitsrechten des Einzelnen kommt.

Viele der gesammelten Daten, selbst wenn sie anonymisierte sind, können, wenn sie mit anderen Daten zusammengefügt werden, in vielen Fällen wieder konkreten Personen zugeordnet werden. Wie viele Personen, die bei einem bestimmten Unternehmen arbeiten kommen z. B. aus derselben Stadt, gingen auf die gleiche Schule, kaufen beim gleichen Supermarkt ein und haben am selben Tag Geburtstag? Richtig, wahrscheinlich nur eine – die jetzt eindeutig identifiziert ist.

Datenanalysen können natürlich nicht nur für Identitätsdiebe und geheime Spionageabteilungen unserer Regierungen interessant sein, auch große Konzerne – denn Daten kosten bekanntlich viel Geld – interessieren sich brennend für neue Geschäftsnischen und Entwicklungspotenziale. Was mit einem einfachen Gutschein zur Geburt deines Kindes startet (aber woher wissen die denn überhaupt?…), kann schnell zu einem Werbe-Stalking werden.

Das Datensammeln geht daher uns alle etwas an! Und wer noch ein wenig Zeit übrig hat, kann sich ja selbst als Data-Dealer versuchen, Gamification ist ja gerade angesagt. 😉

Was versteckt sich hinter dem Begriff Netzneutralität?

Der Begriff wurde vom Rechtswissenschaftler Tim Wu geprägt und  bedeutet ganz einfach, dass im Internet alle Daten gleichberechtigt werden, egal was ihr Inhalt ist. Eine Mail hat demnach keinen Vorrang gegenüber einem YouTube-Video und umgekehrt.

Netzneutralität ist ein Ausdruck des demokratischen und egalitären Charakters des Social Webs. Sie soll gewährleisten, dass neue und noch nicht hoch gerankte Webseiten genauso leicht erreichbar sind, wie der Auftritte eines finanzstarken und etablierten Players.

Wer würde überhaupt etwas gegen Netzneutralität haben wollen?

Das ist eindeutig der interessantere Teil der oberen Frage, denn hinter dem Konzept Netzneutralität verbirgt sich so einiges an Konflikpotenzial. Kratzen wir ein wenig an der Oberfläche, dann sehen wir folgenden Sachverhalt:

In den vergangenen Jahren sind die Inhalte im Internet immer datenintensiver geworden. Anbieter wie YouTube und Netflix (aber nicht nur die) pumpen unermüdlich enorme Ladungen an 0-ern und 1-ern durch die Glasfaserkabel. Gleichzeitig ist der Ausbau der Infrastuktur bei weitem nicht so schnell. Ob die Betreiber einfach nicht hinterher kommen oder sich gar nicht recht bemühen (künstliche Verknappung?!) sei jetzt einfach dahingestellt. Es resultiert auf alle Fälle in einem Engpass.

Netzbetreiber wie Comcast oder Verizon in den USA oder die Telekom in Deutschland würden deshalb gern eine Art “First-Class-Internet” einführen, für das Kunden extra zahlen sollen, aber dafür auch schneller zum verlangten Datenpaket kommen. Mit den Einnahmen aus diesen Extra-Gebühren würde dann, so die Argumentation, der Netzausbau finanziert. Was so entstünde, wäre eine digitale Zweiklassengesellschaft. Solltest du mit dieser Idee nicht einverstanden sein, hast du hier die Möglichkeit deinen Unmut zu äußern.

Warum sind Streaming-Dienste, wie Spotify, für die Netzneutralität ein Problem?

Es stimmt schon, die günstigen Streaming-Pakete einiger Anbieter sind sehr verlockend: super Preis und der Dienst fällt nicht ins begrenzte Datenvolumen. Was machen wir also? Wir greifen natürlich zu! 😉

Aber das, und davon wird uns unser Speaker Thomas Lohninger sicherlich erzählen, ist eine Verletzung der Netzneutralität! Warum, wie und weshalb hat Thomas in einem Beitrag auf netzpolitik.org anhand des Beispiels Spotify und des Mobilfunkanbieters Drei, erklärt.

Spätestens an diesem Punkt erscheint einigen von uns der Wert Netzneutralität nicht mehr ganz so wichtig. Das wollen jetzt zwar einige nicht hören und wissen, weil wir Spotify lieben, es ändert aber nichts an der Tatsache selbst. Sorry, guys!

Verantwortung (mit)tragen

Mit diesem letzten Punkt sind wir nun eindeutig (wieder) im Marketing-Land eingetroffen, oder? Welche Verantwortung haben wir als Marketer für diese und ähnliche Entwicklungen in der Zukunft? In welche Richtung wollen wir das Social Web lenken und in was für User wollen wir uns entwickeln? Unangenehme Fragen? Vielleicht. Aber das gehört zu unserem Job!

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